Wir sind nicht die Roboter – aber vielleicht Friedrich Merz?
Wenn Sie gerade richtig gut gelaunt sind: Würden Sie der KI die Weltherrschaft gönnen?

„Unsere Technik hält dich für eine Maschine“, schreibt mir der Anmelde-Server von Soundcloud, und da muss ich dann doch mal kurz hysterisch auflachen: Waahaha. Da fragen Sie mal den ME-Redakteur, der schon wieder tagelang auf die Textabgabe warten muss (sorry!), ob der mich auch für eine „Maschine“ hält! Dann würde er wahrscheinlich hier vorbeikommen und den verdammten Knopf höchstpersönlich drücken …
Eine Maschine. Ein Roboter. Nur so Zeugs wird einem hingehauen. Die könnten ja auch mal was Freundliches schreiben. „Unsere Technik und übrigens auch die nette Prokuristin von unserer Buchhaltung halten dich für einen Könner und eine Koryphäe und darüber hinaus für ausgesprochen gutaussehend.“ … Was denn, wenigstens eine KI könnte sich so was doch mal abringen! Müsste man halt entsprechend „prompten“. Allein für dieses schöne neue Verbum bin ich den Entwicklern der künstlichen Intelligenz übrigens schon so dankbar, dass ich mir manchmal denke – und das soll jetzt nicht gönnerhaft rüberkommen: Ach, sollen sie halt die Weltherrschaft übernehmen.
Das größte Comeback seit Die Ärzte
Jedenfalls lustig, denn so geht’s mir immer mit Friedrich Merz. Da mein ich manchmal, der ist eine Maschine, mit seinen voreingestellten Gesichtsausdrücken und den Prompts von der rührigen Jugend. Irre, oder? Fritze Merz – das größte Comeback seit den Ärzten (sorry: seit den Die Ärzte). Oder das „größte Comeback“ seit Stefan Raab? (kicher) Mehr freut mich da jedenfalls, was ich gerade las: Offenbar steht die Rückkehr des Klapphandys bevor!
Ich bin jetzt nicht der Gadgeteer vorm Herrn, aber die Klapphandys, die man so lässig aus dem Handgelenk aufschnalzen konnte wie Käptn Kirk, waren meines Erachtens Anfang der 2000er Jahre die Krone der Evolution der Mobilfunk-„Endgeräte“. Wurde dann, wie so vieles, von den Smartphones ruiniert. Jetzt sieht man überall in den Gassen und auf den Marktplätzen Menschen mit schweifendem Blick ins Leere brabbeln, während sie ihre Telefone vor ihre Münder halten wie schwarzglänzende Butterbrote, in die sie jeden Moment reinbeißen. Leider tun sie es nie, solange ich zuschaue.
So. Sie bleiben bitte dran – ich philosophiere jetzt noch geschwind über das Leben. Das Leben ist ja, das wissen wir, ganz sicher nicht wie eine Pralinenschachtel. Sowieso auch kein Ponyhof, und wohl auch kein Quiz. Sondern schon eher was Komplexeres wie bei Woody Allen mit dem unerträglichen Fraß in diesem miesen Restaurant, und dann sind die Portionen auch noch so klein! Mir ist letztens folgender Gedanke gekommen: Ist das Leben nicht, wie wenn du nachts im Radio ein Lied hörst – sagen wir: „All Is Never Lost“ von Lael Neale – und dir denkst: Ich bin restlos bezaubert, ich möchte voraussichtlich fast NIE MEHR WIEDER ein anderes Lied hören! Und am nächsten Tag klickst du’s noch mal an und stellst fest: nervt eigentlich. Hm. Nein, stimmt schon, wahrscheinlich ist das eine Metapher für was ganz anderes. Ich überleg’ noch.
Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 7/2025.